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Artikel und Bild - Wilhelmshavener Zeitung vom 16.04.2020

Greb: „Die Flamme brennt noch immer“

TRIATHLON - „Altmeister“ Horst Greb vom TSR Olympia ist mit 81 Jahren immer noch nicht titelmüde

Artikel von Carsten Condrads, Foto: Greb/privat

Der WM-Titel 1994 auf Hawaii war der größte Erfolg des gebürtigen Würzburgers. Heute beschränkt sich der „schnellste Opa Niedersachsens“ auf kürzere Distanzen.

„Gott hat mir meine Titel nicht geschenkt, aber er hat mir die Kraft gegeben, sie zu gewinnen.“ Auf Hilfe „von oben“ konnte sich Triathlet Horst Greb im Laufe seiner eindrucksvollen Karriere immer verlassen. Die zweite Konstante: Ehefrau Christel, die ihn stets zu den Wettkämpfen begleitete und immer an seiner Seite war – auch in schweren Zeiten. 2021 feiern beide ihre diamantene Hochzeit.

„Ich habe das Glück, gleich zwei Schutzengel zu besitzen“, sagt der TSR-Triathlet. „Als ich 2013 mit dem Tod rang, hat meine Frau mich gerettet.“ Drei Bypässe und gute zwölf Monate später stand der gebürtige Bayer dann wieder ganz oben auf dem Treppchen – als Altersklassen-Sieger bei den Deutschen Meisterschaften in Düsseldorf über die Olympische Distanz.

Triathlon – im wahrsten Sinne des Wortes eine „Schnapsidee“, wie man beim Blick auf die kaum bekannte Geschichte dieser Sportart erfährt: 1978 redeten sich Sportler des „Waikiki-Swim-Clubs“ auf Hawaii die Köpfe heiß, welches der drei Sportevents – Rough Water Swim, Around Oahu Bicycle Race oder der Honolulu-Marathon – denn wohl das härteste sei.

Captain John Collins, Marine-Offizier der US-Navy, stoppte die Diskussion mit einem irrwitzigen Vorschlag: „Macht alle drei Sachen an einem Tag hintereinander – dann wisst ihr Bescheid.“ Gesagt, getan: Im Februar 1978 stürzten sich die ersten 15 „IronMänner“ in die Fluten, Sieger nach knapp 12 Stunden wurde Gordon Haller, ein Taxifahrer.

Ob es nun diese skurrile Geschichte war, die in Greb das Triathlon-Feuer entfachte, bleibt offen. Aber als der heute 81-Jährige in den frühen 80er-Jahren von „diesem Event auf Hawaii“ hörte, war es um ihn geschehen. „Schwimmen konnte ich schon immer gut, weil meine Großeltern früher in Würzburg ein Freibad hatten“, sagt Greb. „Die beiden anderen Disziplinen habe ich mir mit viel Fleiß angeeignet.“

Akribie und Ehrgeiz sollten sich schnell auszahlen: Nach einigen nationalen Altersklassen-Titeln sorgte der inzwischen pensionierte Marine-Offizier auch international für Furore: „1994 war wohl das beste Jahr meiner Karriere“, blickt Greb zurück. „Erst der Sieg beim europäischen ‚IronMan’ in Roth, dann im gleichen Jahr noch der erste Platz auf Hawaii. Das waren einmalige Rennen, an die ich mich immer gerne zurückerinnere.“

So ganz ohne waren die Ausflüge nach Hawaii (alleine hier war Greb fünfmal am Start) aber nicht: „Ich bin mit meiner Frau grundsätzlich zwei Wochen vor dem Rennen angereist, um mich vor Ort ordentlich vorzubereiten. Das hat schon ein paar Mark und später Euro gekostet. Außerdem war auch ein Besuch in der Kirche Pflicht“, sagt der gläubige Katholik. „Ich habe im Laufe der Jahre ganz Europa bereist – ohne Kirchenbesuch bin ich nie gestartet.“

Beim Hawaii-Sieg 1994 musste Greb 450 Mark Startgeld bezahlen, um sich danach rund zwölf Stunden bei glühender Hitze quälen zu dürfen. Verrückt, könnte man sagen. „Heute zahlst du beim ‚IronMan’ 1000 Euro und mehr“, verrät der 81-Jährige. „Zu viel ist das nicht, denn die Organisation ist jeden einzelnen Cent wert.“

Auf jeden Athleten kommt auf Hawaii ein Helfer, der sich um das leibliche Wohl kümmert und zum Beispiel dafür sorgt, dass während der Tortur kein Verpflegungsstand ausgelassen wird. Und: Als Greb bei einem späteren Hawaii-Start seinen Chip verlor, fischten Kampftaucher der „Navy Seals“ die Startmarke unbemerkt aus dem Wasser und platzierten sie im Fahrradhelm. Greb: „No chip, no race heißt das Motto. Trotzdem war ich in dem Moment baff.“

2010 war der Jadestädter letztmalig auf der Langdistanz unterwegs – heute bestreitet der 81-Jährige kürzere Rennen. „Der Körper hält dem stundenlangen Dauerfeuer nicht mehr stand, aber die Sprint-Distanz ist nicht unbedingt einfacher, weil du sofort Vollgas geben musst und nicht erst langsam reinrollen kannst.“

Stand heute hat der „schnellste Opa Niedersachsens“ noch nie bei einer Landesmeisterschaft verloren – und eine erneute Titelverteidigung ist fest eingeplant, sobald Corona wieder Wettbewerbe zulässt. „Ich gebe mir kein Verfallsdatum. Die Flamme brennt noch immer und solange das der Fall ist, will ich mich auch auf der Strecke messen.“

2020 06 06 Horst Schnellster Opa 01

 

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